Dass wir in Paderborn seit vielen Jahren ein Restaurant haben, das mit einem Stern ausgezeichnet ist, also zur Spitzengastronomie zählt, erfüllt mich und viele andere Menschen natürlich mit einem gewissen Stolz. Seit dem 11. April gibt es allerdings eine zweite Sternegastronomie“.
Die Initiative „Padermahlzeit“, die an der Heierstraße das sogenannte „Gasthaus“ betreibt, ist ausgezeichnet worden mit dem „Stern der Solidarität“, dem Regine-Hildebrandt-Preis. Seit über zwei Jahrzehnten gibt es diesen Preis, der benannt ist nach der ersten Preisträgerin und späteren Schirmherrin der Stiftung „Solidarität bei Arbeitslosigkeit und Armut“. Erstmals wurden in diesem Jahr auch Initiativen in OWL ausgezeichnet.
Was macht die „Padermahlzeit“ so besonders? Sie ist eine der wenigen positiven Folgen der Pandemie, in der eine zunächst spontane und dann in einen Verein „gegossene“ Initiative unter anderem einen Foodtruck auf dem Gelände des Hauses der Dommusik betrieben hat. Durch die Schließung auch von Einrichtungen, die bedürftige Menschen mit einer Mahlzeit versorgt haben, war diese Hilfe nur im Freien möglich. Von dem enormen Bedarf waren alle Beteiligten überrascht!
Winterwetter und auslaufende Pandemie stellten die Frage nach einer festen Unterkunft, einem richtigen „Gasthaus“. Das Domkapitel ergriff zusammen mit dem Erzbistum die Initiative und mit Elan, vielen Helfern und einem großzügigen Zuschuss des Erzbischofs konnte aus der ehemaligen Gaststätte „Pflaumenbaum“ ein gastlicher Ort entstehen.
Besonders ist also, dass ein bürgerlicher Verein zusammen mit kirchlichen Institutionen etwas auf die Beine gestellt hat und betreibt. Bis heute muss die „Padermahlzeit“ sich nicht um Miete, Nebenkosten, Reparaturen und ähnliches Sorgen machen: Erzbistum und Domkapitel stehen dafür ein.
Besonders ist auch, dass nur Ehrenamtliche – es sind mittlerweile circa hundert Menschen – dort Dienst tun, und an jedem Tag der Woche ein Frühstück und an drei Tagen auch eine warme Mahlzeit ausgeben. Es gibt dort also keine professionelle Betreuung und Beratung durch beispielsweise Sozialarbeiter. Das leisten viele andere Einrichtungen in der Stadt in ganz hervorragender Weise.
Das „Gasthaus“ will den Menschen einen Ort bieten, wo sie als Gäste willkommen sind, eine Anlaufstelle, um sich zu stärken, um auszuruhen, willkommen zu sein. Die Kompetenz der Ehrenamtlichen besteht eben darin, gute Gastgeber zu sein – nicht mehr und nicht weniger. Bis zu 60 Menschen nutzen am Vormittag diese Möglichkeit, über 150 sind es zu den warmen Mahlzeiten. Alle, die kommen, sind willkommen – von der Studentin, dem Rentner, dem Flüchtling bis zum Obdachlosen. Niemand muss seine Bedürftigkeit nachweisen.
Besonders ist auch, dass mittlerweile circa 20 Frauen mitarbeiten, die aus der Ukraine nach Paderborn geflüchtet sind – ein wichtiger Beitrag zur Integration!
Glückwunsch also und große Dankbarkeit über einen zweiten Ort der „Sternegastronomie“ in unserer Stadt!
Joachim Göbel, Dompropst
Quelle: NW