Andreas Weber vom Gasthaus „PaderMahlZeit“ hat einen Trend beobachtet. Am Monatsanfang, wenn die Menschen Geld erhalten haben, kommen weniger als nach der Monatsmitte: „Dann steigt die Zahl deutlich an.“
Das Team des Paderborner Gasthauses „PaderMahlZeit“ weiß die Unterstützung der Firma Wegener Massivhaus GmbH zu schätzen (von links): Jürgen Wegener, Andreas Weber, Schwester Thoma Sasse, Christopher Gladen, Helena Hoffmann und Marie-Therese Bleier. Foto: Dietmar Kemper
Im Schnitt 120 Menschen pro Tag nutzen die Gelegenheit, in dem Gasthaus für Bedürftige an der Heiersstraße kostenlos etwas zu essen. Zum Monatsende sind es an den Wochenenden nicht selten 150.
Unter ihnen sind nicht nur Wohnungslose, Alkohol- und Drogenabhängige, für die die Einrichtung vornehmlich geschaffen worden war, sondern auch zunehmend Rentnerinnen und Rentner. Eine rechnete Weber vor, wenn sie hier esse, könne sie im Monat bis zu 300 Euro sparen. Einige Gäste schämten sich, dass sie auf diese Alternative angewiesen sind. Weber: „Es gibt Leute, die nicht erkannt werden wollen und ihr Gesicht mit einer Maske verdecken.“
Mit 80 Essen fing es an
Andreas Weber ist stellvertretender Vorsitzender des Vereins „Unser Hochstift rückt zusammen“, das zu Beginn der Corona-Pandemie Hilfe für Paderborns Außenseiter organisierte. Regelmäßig stand ein Foodtruck auf dem kleinen Domplatz, der Obdachlose und Junkies mit einer warmen Mahlzeit versorgte. Mit 80 Essen fing es im April 2020 an, im November 2020 wurde die Getränkeausgabe in das Gebäude an der Heiersstraße verlegt und im Februar 2021 auch die Essensausgabe. Auslöser waren die Schneemassen, die den Foodtruck lahmlegten, erinnert sich Weber.
Er ist sozusagen das Mädchen für alles. Den Umzug hält er für eine Erfolgsgeschichte. Die anfängliche Befürchtung bei Anwohnern, hier könne ein sozialer Brennpunkt entstehen, habe sich nicht bewahrheitet. Nur drei Mal habe die Polizei anrücken müssen, weil es zu Streitigkeiten gekommen sei. Als der Foodtruck auf der Rückseite des Domes gestanden habe, sei Sicherheitspersonal aus der Szene organisiert worden, erzählt Weber. Für den Betrieb im Gasthaus habe man darauf verzichtet.
Bis zu 3000 Euro an Spenden werden gebraucht
Unverzichtbar für den Verein sind dagegen Spenden. Nur mit ihnen finanziert er das Angebot. 2500 bis 3000 Euro würden jeden Monat gebraucht, rechnet Weber vor. Das Geld zusammenzubekommen, falle in diesen Zeiten schwerer, „und von der Stadt bekommen wir leider gar nichts“. Der Verein will sich dem Caritasverband und dem Runden Tisch Armut anschließen, um leichter an Fördergelder zu kommen.
Eine unverzichtbare Stütze ist das Metropolitankapitel, das nicht nur die Heizkosten übernimmt. Dompropst Monsignore Joachim Göbel sei es „ein Herzensanliegen, dass es hier weitergeht“, freut sich Weber. Auch die Wirtschaft helfe: Die MBG-Gruppe sponsere Kaltgetränke, die Bäckerei Goeken Brötchen und Kuchen, Witwe Bolte stelle Hähnchen und Haxen zur Verfügung, die Firma Lottmann kümmere sich um den Bereich Hygiene und das Unternehmen Bieber-Gebäudereinigung ums Saubermachen. Außerdem spendeten drei Rewe-Märkte Lebensmittel.
Die Wirtschaft hilft
Der Verein muss das Essen bezahlen, das von In Via gekocht wird, außerdem Kaffee, Milch oder Zucker. „Und dann geht auch mal eine Kaffeemaschine kaputt“, so Weber. In diesem Jahr freute er sich über die Rückendeckung durch die Wegener Massivhaus GmbH. Seit Juni halfen einmal in der Woche jeweils zwei Mitarbeiter, von der Auszubildenden bis zum Geschäftsführer, dienstags und donnerstags bei der Essensausgabe.
Von 11 bis 14.30 Uhr dauerte die Schicht während der Arbeitszeit. „Wir machen immer ein großes Sozialprojekt im Jahr, in das wir die Mitarbeiter einbinden“, erläutert Geschäftsführer Christopher Gladen. Und sein Geschäftsführerkollege Jürgen Wegener ergänzt: „Das erdet. Man merkt, wie gut es einem selbst geht, wenn man hier Dienst tut.“ Die Firma will sich Ende des Jahres an einer Aktion des Bonifatiuswerks beteiligen und 100 Nikoläuse bezahlen und in der „PaderMahlZeit“ verteilen.
Weil verstärkt auch ukrainische Flüchtlinge die Heiersstraße ansteuern, sieht Andreas Weber das Gasthaus mit seinen 50 Helferinnen und Helfern, darunter die Vincentinerinnen, an der Leistungsgrenze angekommen. Mit dem Geld komme man gerade noch so klar. Eine Bedürftigkeitsprüfung werde es trotzdem weiterhin nicht geben, kündigt er an:„ Das hier soll ein Raum sein, wo man empfangen und nicht schief angeguckt wird, ein Raum für eine Mahlzeit und ein gutes Gespräch.“
Montags, dienstags, mittwochs und freitags gibt es von 9 bis 11 Uhr Frühstück, dienstags, donnerstags und sonntags von 12 bis 14 Uhr ein warmes Essen. Und wer einen Kaffee und ein Stück Kuchen möchte, hat mittwochs, freitags und samstags zwischen 17 und 18 Uhr die Gelegenheit dazu.
• Dietmar Kemper